Allostatic Load - was ist das denn?
Allostatic load, auf Deutsch die allostatische Last, entsteht wenn der Körper langfristig Stressoren ausgesetzt ist, an die er sich nicht adäquat anpassen kann.
Der Begriff geht zurück auf den Vorgang der Allostase. Das ist der Prozess, der es unserem Körper ermöglicht, sein Gleichgewicht aufrechtzuerhalten - durch Anpassungen an Veränderungen der Umwelt.
Dieses Gleichgewicht des Körpers, auch genannt Homöostase, bezeichnet die Balance aller physiologischen Körperfunktionen. Während einer Stresssituation gerät die Balance ins Schwanken - der Körper muss intervenieren. Der Prozess der Allostase startet: der Körper passt sich dynamisch an die veränderten Umweltbedingungen an.
Eine typische Allostase-Reaktion: Fieber
Ein typisches Beispiel einer Allostase-Reaktion ist das Fieber.
Sind Infektionen oder Entzündungen aktiv, setzt der Körper bestimmte Stoffe frei, die den Sollwert für die Körpertemperatur nach oben verschieben (von 37°C bspw. auf 39°C). Der Körper reagiert daraufhin, als wäre ihm zu kalt: Wir frieren und zittern zu Beginn eines Fiebers - weil der neue Sollwert der Körpertemperatur noch nicht erreicht ist.
Durch die höhere Temperatur unseres Körpers wird das Immunsystem aktiver und Krankheitserreger können sich schlechter vermehren. Die Krankheit wird bekämpft und bei Genesung ist der Zustand der Homöostase wiederhergestellt.
Doch während der Körper bei kurzzeitigen Allostase-Reaktionen wie Fieber davon profitiert, kann eine dauerhafte oder häufig wiederholte Aktivierung dieser Prozesse problematisch werden. Genau hier setzt das Konzept der allostatischen Last an.
Allostatic Load bezeichnet die „Abnutzung“ des Körpers, die entsteht, wenn die Allostase über längere Zeit aufrechterhalten werden muss - und nicht vollständig ausgeführt werden kann. Die Anpassung des Körpers an die Umweltbedingungen gelingt nicht mehr.
Die schädigende Wirkung der Allostase
Stresssituationen führen im Körper zu einer „Fight or Flight“-Reaktion, wodurch Hormone ausgeschüttet werden.
Diese Hormone führen zu bestimmten physiologischen Veränderungen, die während einer akuten Stressreaktion von Vorteil sind: die Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks in einer akuten Krise sorgen für mehr Energie, Muskeln können schneller arbeiten.
Für die Auseinandersetzung des Körpers mit der Bedrohung spielen die Hormone also eine wichtige Rolle, um wieder in den erwünschten Zustand der Homöostase zu gelangen - bei dauerhafter Ausschüttung haben sie jedoch schädliche Auswirkungen: das Immunsystem wird geschwächt, Entzündungsprozesse nehmen zu, Blutdruck und Herzfrequenz bleiben dauerhaft erhöht, und auch Stoffwechsel und Gehirnfunktionen können beeinträchtigt werden.
Folgen von Allostatic Load
Forschende haben gezeigt, dass Menschen mit hoher allostatischer Last ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Depressionen oder Gedächtnisstörungen haben. Die Folgen betreffen also nicht nur kurzfristiges Unwohlsein, sondern können langfristig die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Lies dir gern hier auch mehr über die Folgen von Stress durch.
Typische Strategien, um die allostatische Last zu senken, reichen von regelmäßiger körperlicher Bewegung über ausreichenden Schlaf und Achtsamkeitstechniken bis hin zu einem sozialen Umfeld, das Halt und Entlastung bietet. All diese Maßnahmen helfen, die Allostase zu unterstützen, ohne den Körper dauerhaft zu überlasten.
Fazit
Wichtig zu verstehen ist, dass Allostase selbst keine Schwäche oder Krankheit ist – sie ist ein lebenswichtiger Mechanismus. Problematisch wird es erst, wenn die Anpassungen zu häufig oder zu lange gefordert werden. Das Wissen um allostatische Last kann deshalb helfen, die eigenen Stressfaktoren besser einzuschätzen, rechtzeitig gegenzusteuern und Strategien zur Stressreduktion zu entwickeln, bevor der Körper unter der Last zusammenbricht.



